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Eine große Menge erhaltener Bleistiftskizzen zeigt, welch aufwendigen
Vorlauf dem Maler
dann im Atelier erlaubte, das Gemälde in Detail und
Struktur zu entwickeln.
Der Kunsthistoriker Kurt Schifner erkannte bereits 1974 Globischs
singuläre Stellung, was
Formensprache und Farbästhetik betrifft: »Globisch
erlangte ... eine eigenwillige Disziplin
von Farbe, Raum und Deutung, die
– verwandt dem Geiste Fontanes in der Kargheit der
Mark – Schönheit
preist.«
Fünfundzwanzig Jahre später (1999) reflektierte der Kunsthistoriker
Andreas Hüneke:
»Und wichtiger als die Ähnlichkeit mit dem Motiv ist dem
Künstler die Ähnlichkeit mit dem
erinnerten Erlebnis. Daß diese Erlebnisse
nicht nur in traditioneller Weise während der
Fahrten durch die Mark
Brandenburg oder an die Ostsee gesammelt werden, dafür steht
die jüngste
Serie der Bilder zur Oderflut ... 1997. Die ausführlichen Fernsehberichte
über
die Hochwasserkatastrophe haben Globisch so stark bewegt, dass er
fast das Gefühl hat-
te, dabei gewesen zu sein. Die Zwiespältigkeit der
Empfindungen zwischen Faszination für
die weiten Wasserflächen und
Erschrecken vor der Unbarmherzigkeit des Geschehens ist
in allen diesen
Bildern spürbar, wenn sie auch im Einzelnen mehr zur einen oder zur
an-
deren Seite tendieren. Durch die häufig übertragenen Luftaufnahmen kommt
auch dieser
ungewohnte Blickwinkel in Globischs Kunst hinein und führt
durch seinen spezifischen Charakter von sich aus zur Betonung des
Flächenhaften. Ruhige Farbfelder und sich auf-
bäumende, dramatische Formen
wechseln einander ab. Und immer wieder leuchtet aus
ihr ein mildes, wenn
auch kühles Licht hervor, wie ein Hoffnungs- oder Sehnsuchtsschim-
mer.«
Die Werkreihe »Oderflut« wird flankiert von weiteren Bildern aus dem
Nachlass, in denen
sich der Maler dem Element Wasser zugewendet hat. So
lernt der Besucher »Schicksals-
bilder aus der Provinz: Wesensdeutung und
Existenzempfindung« (Fritz Erpel) kennen.
Hubert Globisch kannte das Land
Brandenburg so genau wie die polnische Oderseite. Er,
der seine Kindheit
in Oberschlesien verbracht hat und seit 1919 bis zu seinem Tod in Pots-
dam
sesshaft war, war Landschaftsmaler aus Passion. Als Maler wollte Globisch
nicht nur
unser Verhältnis zur Natur befragen und suchend darstellen
sondern fühlte sich auch als
Bewahrer von Landschaften, die er gemalt hat.
Er war ein zurückgezogen lebender Einzel-
gänger, der sich am wohlsten
fühlte, wenn seine Bilder für ihn sprechen konnten.
Ungeachtet dessen hat
er sich von Zeit zu Zeit leise, aber präzise zu Wort gemeldet, wenn es um
Themen wie Stadtgestaltung und Umweltschutz ging. Zeitlebens war er ein
bescheidener Mann; seine einfühlsame und befähigende Tätigkeit als
Kunstpädagoge ist Legende, sein Lebenswerk als Maler gewichtig – ein
Schatz, den es öffentlich noch zu entdecken gilt.
Sein Werk hat bis heute keine angemessene Würdigung erfahren; auch ist er
bis heute zu Unrecht über Potsdams Stadtgrenzen hinaus nicht bekannt. Von
Anfang Mai 2007 bis Ende Januar 2008 besteht die Gelegenheit, ihn in
Städten östlich und westlich der Oder wieder-
zuentdecken. Seine Bilder
befinden sich in öffentlichen Sammlungen und Privatbesitz.
Eine erste
Monographie liegt vor. |