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      Christine Böer
 Unterricht bei Suse Ahlgrimm (1955 – 1959)
 
 Suse Ahlgrimm hat eine Begeisterung für Leistungen auf künstlerischem 
      Gebiet in sich, die ansteckend wirkte, selbst für schlaffe Schüler, wie 
      wir es in unserer Schulzeit wohl oft waren. Kulturdenkmäler in 
      Jahrhunderten geschaffen im Sinne jenes zeitlos Gültigen – in der Malerei, 
      Architektur oder Plastik – fanden in Suse Ahlgrimm eine wunderbare 
      Fürsprecherin. Ich glaube, dass ich damals in den ersten 
      Kunstgeschichtsstunden irgendwie betäubt war von der Schlichtkeit und 
      Ernsthaftigkeit, mit der Suse Ahlgrimm einzelne Kunstwerke erläuterte, 
      beispielsweise die Schnitzereien eines Veit Stoß oder eines Tilman 
      Riemenschneider für Altäre, bei
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      Jürgen Schneider mit Anwälten vor dem Frankfurter Landgericht, 1997
 
  für größere Darstellung der Werkbei- spiele bitte 
      auf die Abbildungen klicken |  
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      denen ihnen Zeitgenossen als Modelle 
      dienten. Die Innigkeit und das Hingegebensein an eine Idee jenseits 
      materieller Werte nahmen mich gefangen. Ich verdanke Suse Ahlgrimm das, 
      was der ganze Marxismus, den ich keinesfalls verachte, mir nicht so 
      beibringen konnte; ich verdanke Suse Ahlgrimm Glauben – Glauben an etwas, 
      was Künstler noch in den Turmspitzen der Kathedralen zur Vollendung ihrer 
      Arbeit brachte… die Sehnsucht, das wiederzugeben, wofür es lohnt zu leben, 
      wenn es auch wahrscheinlich niemand anderer zu Gesicht bekommt – und die 
      Anbetung und Freude an dem, was uns Menschen jenseits des Kommerz 
      verbindet. Der Mensch ist nicht des Menschen Wolf… auch nicht der der 
      anderen Geschöpfe. Die Blasen, die sich heute blähen, verblassen vor 
      solcher Bescheidenheit.
 Christine Böer geb. Mainka,
      Hamburg 2010
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      Antje Brosig
 Kunsterziehung im Unterricht von Frau Ahlgrimm
 (1962–64 an der Helmholtz-Oberschule)
 
 Geordnet strukturiert lebendig klar
 gewürzt mit einer einladenden Strenge
 die ganze Aufmerksamkeit erbat.
 Erst in die Stille hinein kam das Wort.
 
 So zumindest erinnere ich mich.
 
 Die Wichtigkeit eines jeden Wortes war geknüpft
 an ein Bild, ein Kapitel Kunstgeschichte
 oder an dargestellte Lebenssituationen.
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      Bauminsel, 1991 |  
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      Wie mit einer Lupe wurde uns so die Kunst nahegebrachtund gleichzeitig in einen großen Zusammenhang gestellt.
 
 Die Praxis zu der Theorie war das Malen und Zeichnen
 alltäglicher Gegenstände oder auch des Treppenhauses.
 Das war wie ein Lauschen und galt uns selbst.
 
 Für Ihren sehr ungewöhnlichen Unterricht,
 LIEBE FRAU AHLGRIMM : Herzlichen Dank!
 
 Antje Brosig geb. Viebeg, Potsdam 2010
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      Tanzend –Für die Akrobaten und Vögel, 2006
 | Elke Bullert
 In der Schulzeit von 1956 bis 1960 habe ich an der Helmholtz-Oberschule
 eine wunderbare Ausbildung erhalten.
 Der musische Direktor Fritz Selke unterrichtete in unserer Klasse das Fach 
      Literatur.
 Ältere, erfahrene Lehrer prägten im altsprachlichen Zweig noch den 
      Charakter des ehemaligen humanistischen »Viktoria-Gymnasiums«.
 Im Zeichenunterricht kam es mir vor, als würden wir von einer Vertreterin 
      des Bauhauses unterrichtet.
 Mit ihrem Reichtum an Wissen lehrte uns Suse Ahlgrimm die Liebe zur Kunst, 
      lehrte das Sehen.
 Bei kunstgeschichtlichen Themen ließ sie Bilder und Bauwerke lebendig 
      werden,
 stellte stets Bezüge zur Geschichte, zur Literatur und Musik her. Mühelos, 
      mit klaren Worten zog sie uns in eine imaginäre Welt.
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      An eine Stunde, in der Suse Ahlgrimm über die Pfalzkapelle von Aachen 
      sprach, erinnere ich mich besonders gern.
 Es war ein Wunder:
 Kleine schwarz-weiße Abbildungen in die Höhe haltend, erzählte sie über 
      die Schönheit des Bauwerkes, über die Handwerkskunst der Baumeister, die 
      Geometrie, das Material und die Idee der Kapelle.
 
 Alles verwob sie und das Gebäude entstand in meiner Phantasie so 
      plastisch,
 als würde ich mit ihr durch die Räume gehen, Musik hören.
 
 Elke Bullert, Potsdam 2010
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      Dirk Burkholder
 1947 in Gadebusch geboren
 1965 Abitur an der EOS 4 (Helmholtzschule), Potsdam
 1968–1973 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Prof. 
      Walter Womacka
 1976 Mitglied des VBK der DDR (spätere Streichung ohne Angabe und ohne 
      Jahr)
 lebte bis Anfang der 90er Jahre in Berlin
 derzeitiger Aufenthalt unbekannt
 
 Arbeiten im privaten und öffentlichen Besitz
 Kunstarchiv Beeskow
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      |  | Manfred Butzmann
 Ich bin ihr dafür sehr dankbar …*
 
 Als ich mich im Februar 1961 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee 
      bewarb, muß ich auf Werner Klemke den Eindruck gemacht haben, sicher damit 
      zu rechnen, dass ich aufgenommen werde. Jedenfalls fragte er mich: »Woher 
      wollen Sie wissen, ob wir Sie nehmen werden?« Und ich erinnere mich an 
      meine Antwort damals: Bis jetzt ist in jedem Jahr einer aus unserer Schule 
      angenommen worden.« Unsere Schule – das war die Helmholtz-Schule in 
      Potsdam, das ehemalige Viktoria-Gymnasium. Sicher kam meine gewisse 
      Selbstsicherheit nicht von diesem alten Namen. Das Vertrauen hatte mir 
      wohl Suse Ahlgrimm eingepflanzt, wie vielen anderen vor mir auch schon.
 
 Über allen anderen Klassenräumen war ihr Reich, ganz allein – denn nur sie 
      unterrichtete Zeichnen, kein anderes Fach. Und dazu gehörte ganz 
      selbstverständlich Kunstgeschichte. Noch immer habe ich die damals 
      angelegten – sogar gebundenen – Sammlungen zur Romanik, Gotik, 
      Renaissance, Barock, Romantik, Realismus, Impressionismus und 
      Expressionismus. Suse Ahlgrimms Raum war größer als alle anderen 
      Unterrichtsräume, es war in meiner Erinnerung ein richtiger – heller – 
      Saal, und jeder konnte dort über den Dächern des Holländischen Viertels, 
      auch seinen eigenen Freiraum finden. Dieses »Über-den-Dingen-Stehen« und 
      die fordernde Freundlichkeit unserer Zeichenlehrerin führte wohl offenbar 
      zu dem oben beschriebenen Selbstbewusstsein.
 
 Auch die Neugier auf die Arbeit der Mitschüler hat sie gefördert: »Kennen 
      Sie schon den Peter Fritz?« und: »Die Gisela Kretschmann hat sehr gute 
      Sachen gemacht in der letzten Zeit, auch Elke Bullert und Wolfgang Liebert.«
 
 Wir wussten, dass sie auch selbst malte. Manchmal hing eine Arbeit von ihr 
      in dem langen, schmalen Materialraum neben dem Zeichensaal. Aber nie hat 
      sie die eigenen Werke lehrhaft vorgezeigt, eher schon die Arbeit eines … 
      begabten Schülers. Durch ihre eigene künstlerische Tätigkeit wusste sie 
      genau, wovon sie sprach, wenn sie Korrektur gab oder Spezialaufgaben, wenn 
      der Erfolgsgewöhnte seiner Sachen zu sicher wurde: »Manfred, zeichnen Sie 
      doch mal eine Wendeltreppe von unten!« Also setzte ich mich vor das 
      Belvedere in Sanssouci – und bekam fast eine Genickstarre davon … aber ich 
      hatte ein weiteres ungewöhnliches Blatt für die Bewerbung in der 
      Kunsthochschule.
 
 Ab und zu gab es was Besonderes aus der langen Kammer: »Nehmen Sie mal was 
      von dem alten Aquarellpapier.« Der Stapel davon war auffällig groß und in 
      meiner Erinnerung wie ein unermesslicher Schatz, nicht enden wollend. Noch 
      immer male ich gern auf diesem Papier, auf dem man so gut auswaschen kann, 
      ohne dass eine hässliche Stelle entsteht. Erst später habe ich von den 
      alten Malern Magnus Zeller, Curt Querner und auch von Herbert Tucholski 
      wieder gehört, wie wichtig gutes Aquarellpapier ist.
 
 Aber Suse Ahlgrimm war die erste, die mich auf gutes Material hingewiesen 
      hat! So ist mir jetzt auch – durch ihren sehr bewussten Umgang mit dem 
      Material – die Veränderung in ihrem eigenen Werk nachvollziehbarer 
      geworden. Immer wieder gern sehe ich mir die Arbeiten von ihr an … Auch 
      weil Suse Globisch-Ahlgrimm … wohl so etwas wie ein Kunsterzieher-Ethos 
      als Künstlerin vorlebt.
 
 Manfred Butzmann, Berlin 1993 (leicht verändert in Bornim 2010)
 
      *In: Suse Ahlgrimm, Malerei aus drei Jahrzehnten, Edition: Kunst aus 
      Brandenburg,Katalog, Potsdam o. J., S. 9
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      Christiane Dorst
 Meine Erinnerung an Suse Ahlgrimm
 
 Suse Ahlgrimm lernte ich 1956 nach einem Schulwechsel in die Dortu-Schule 
      kennen. Der Zeichen- und Malunterricht fand hier in einem Zeichensaal 
      statt, es gab große Arbeitstische, große Papierbögen, große Pinsel und 
      große Töpfe mit Farben. Und eben Suse Ahlgrimm! Das erste Mal in meinem 
      Leben bemalte ich große Flächen aus dem Schwung des Körpers und mit Lust 
      an Farbe und Strich. Mein Wunsch, einmal Bühnen- und Kostüm- bildnerin zu 
      werden, stand schon lange fest, durch sie bekam ich Ermunterung und Mut.
 
 Christiane Dorst, Potsdam, den 23.9.2010
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      Peter Fritz
 Erinnerung an Suse Ahlgrimm
 
 Im Jahre 1958 kam ich von Werder/Havel nach Potsdam zur 
      Helmholtz-Oberschule. Ohne nennens- werte geistig-musische 
      Vorprogrammierung war ich, abgesehen von einer vermutlich angeborenen Nei- 
      gung zu Wald und Wiese, damals innerlich besetzt von leichtathletischen 
      Karrierevorstellungen. Um davon abzukommen, bedurfte es einer von unserer 
      Zeichenlehrerin, Suse Ahlgrimm, hervorgerufenen Initialzündung.
 Ein von ihr im Rahmen des Unterrichts angesetztes Porträt-Zeichnen geriet 
      mir einigermaßen gut, wie
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      Überschwemmte Landschaft, 2005 |  
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      ich glaubte, und ich war plötzlich motiviert, irgendwie weiterzumachen. 
      Was ich dann auch zu Hause über viele Wochen tat.
 Mit den Ergebnissen ging ich Anfang 1961 vertrauensvoll zu meiner Lehrerin 
      und von da an gab sie mir die nötige Orientierungshilfe. Gelegentliches 
      Abgleiten ins Süßliche, etwa, wenn ich sie mit einer Aktzeichnung 
      konfrontierte, die mangels an Gelegenheit nicht nach der Natur entstanden 
      war, bremste sie sehr behutsam aus, so dass ich durchaus nicht ent- 
      mutigt, wieder auf die Schiene des soliden Naturstudiums zurückfand.
 
 Dazu kam der Kontakt zu bereits künstlerisch aktiven Mitschülern aus 
      anderen Klassen, den Frau Ahlgrimm vermittelte und woraus sich dauerhafte 
      freundschaftliche und künstlerisch anregende Beziehungen ergaben. Für all 
      das bin ich meiner Lehrerin noch heute dankbar.
 
 Peter Fritz, Berlin 2010
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      Trio 1-3, 2005 | Regina Klug
 Erinnerung
 
 Von 1975 bis 1977, ihre letzten zwei Lehrerjahre, nahm ich am Unterricht 
      von Suse Ahlgrimm teil.
 Zwischen Musik- und Kunstunterricht musste ich am Anfang der 11. Klasse 
      schweren Herzens wählen. Ich entschied mich für die Kunst und bereute die 
      Wahl und den Aufstieg in den hellen Kunstraum unter dem Dach der Schule 
      kein einziges mal.
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      Es war eine farbige autarke Welt, in die wir eintauchen durften. In 
      Erinnerung blieben mir besonders die lebendigen Erzählungen über Künstler 
      und deren Kompositionen, tiefgehende Bildanalysen der Werke vor allem der 
      Expressionisten. Und dann unser eigenes Herantasten an Farbe und Formen. Vorgelebt durch 
      Suse Ahlgrimms besonderer Gabe genau hinsehen zu können, hat sie uns SEHEN 
      gelernt und immer wieder bestärkt, den eigenen Weg zu suchen und trotz 
      äußerer und innerer Widrigkeiten nicht aufzugeben. Es war ein erfüllter 
      Abstieg nach einer Stunde in den Schulalltag.
 Mit ihrer ansteckenden Begeisterung für die Kunst und ihrer persönlichen 
      Förderung hatte ich den Mut, mehr zu probieren und fasziniert von den 
      Alten Meistern entschied ich mich für das damals noch recht neue Studium 
      der Gemälderestaurierung an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, 
      wo sich künstlerische und handwerkliche Ausbildung verbanden.
 Wenn ich in Potsdam war, besuchte ich ihre Ausstellungen und wir blieben 
      in losem Kontakt.
 Suse Ahlgrimm, eine fördernde und fordernde Lehrerin, die es verstand, 
      mich neben vielen anderen Schülern auf den künstlerischen Weg zu bringen.
 So schrieb sie mir vor Jahren: »Wen es einmal gepackt hat, der kann nicht 
      mehr lassen von der Kunst.«
 Ihr Credo ist auch mein Anliegen geworden. Sei es die Bewunderung für alte 
      und zu erhal- tende Kunst früherer Zeiten, die mir täglich begegnet, das 
      Interesse für zeitgenössische Kunst bis hin zu eigenem künstlerischen 
      Suchen und Tun.
 Vielen Dank dafür, herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag und Kraft und 
      Gesundheit für das eigene künstlerische Schaffen wünscht Regina Klug.
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      Lastkahn auf der Havel, 2010 | Lothar Krone
 Erinnerungen an den Kunsterziehungsunterricht bei Suse Ahlgrimm
 
 Meine Begeisterung für die Bildende Kunst habe ich gleich einem ganzen 
      Quartett von Menschen zu verdanken. Obgleich meine Mutter selbst keine 
      besonders intensive Beziehung zur Malerei entwickeln konnte, war sie es 
      doch, die meinen kindlichen Gestaltungsdrang als erste entdeckte und so 
      malte ich wie viele Kinder bereits vor der Einschulung exzessiv.
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      Dass diese Lust am Zeichnen und Malen nach meiner Einschulung 1958 nicht 
      sofort wieder abgetötet wurde habe ich dem Maler August Burda zu verdanken 
      der als Küster von St. Peter und Paul tätig war und im Nebenberuf, an der 
      Johann-Sebastian-Bach-Schule, als Zeichenlehrer arbeitete. Den 
      entscheidenden Schub in Richtung Kunst erhielt ich aber erst sehr viel 
      später, als ich an das Helmholtz-Gymnasium (damals EOS 4) wechselte und 
      dort die Kunsterzieherin Suse Ahlgrimm und durch sie ihren späteren Mann, 
      den Maler Hubert Globisch (1914–2004), kennenlernte. Wenn ich diese für 
      mich vielleicht wichtigsten, weil mein ganzes späteres Leben prägenden 
      Jahre erinnere, so tauchen in der Flut der Bilder und Geschehnisse vor 
      allem die lustvollen malerischen Experimente im wunderbaren 
      lichtdurchfluteten Zeichensaal und die tief empfundenen Elogen unser 
      Kunsterziehungs-Lehrerin für den Expressionismus auf. Mit ihrer kaum 
      kaschierten Geringschätzung für die ideologischen Erzeugnisse des 
      Sozialistischen Realismus hatte sie bald einen Großteil der Klasse zu 
      leidenschaftlichen Neoexpressionisten umgepolt. Es waren aber nicht nur 
      die hehren Helden der dickleibigen Expressionisten-Wälzer die sie uns nahe 
      brachte. Ein Name klingt in meinen Ohren bis auf den heutigen Tag, weil 
      ich ihn mit genauso gehobener und vor Erregung zitternder Stimme 
      ausspreche wie die Namen Macke, Marc oder Nolde. Egon von Kameke 
      (1881–1955), den Globisch noch kannte, verehrten wir, nach dem sie uns mit 
      seinen Arbeiten bekannt gemacht hatte. Bald galt er für uns als der Maler 
      der dem Expressionismus in der Mark zum Durchbruch verhalf. Eines Tages 
      aber wurden wir Zeugen eines mittleren Wunders. Suse Ahlgrimm zeigte uns 
      in einer kleinen provisorischen Schau in der Schule Originalarbeiten 
      unseres Idols Egon von Kameke. Diese winzige, unscheinbare Ausstellung 
      veränderte mein Leben mehr als die massiven pädagogischen und 
      politisch-ideologischen Attacken meiner kompletten Schulzeit. Einmal, nach 
      der Zeugnisausgabe, fragte ich sie: »Warum haben Sie mir ein ›sehr gut‹ in 
      Kunsterziehung gegeben obwohl ich nicht einmal einen richtigen 
      Kunstgeschichtshefter abgegeben habe?« Ihre Antwort war verblüffend 
      logisch: »Aber Sie sind doch sehr gut in Kunst«. Diese auf leisen Sohlen 
      daher kommende Konsequenz, eine wundervoll dosierte Begeisterung und ihre 
      sensible Pädagogik waren wohl das Wichtigste was mir in meiner langen 
      Schulzeit widerfahren ist. |      
  
    
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      Wolfgang Liebert
 Rote Kirschen – Sommerferien 1961 in Lindenberg
 
 Sommerglut lastet schwer über der Ostprignitz.
 Ich bin mit meinem Diamant-Fahrrad unterwegs zur großen Koppel und werde 
      abends die Kühe ins Gehöft treiben. Die Sonne glitzert in den Speichen, 
      feiner Sand spritzt an die Schutzbleche. Vom Dorf her das Gekreische einer 
      Kreissäge, fernes Hunde- gebell. Auf dem Gepäckträger ist mein 
      Campingbeutel mit dem Skizzenblock, Bleistiften und Kreide festgeschnallt. 
      Ich will heute unbedingt die drei großen Eichen zeichnen; sie umsäumen die 
      Wiese und prägen das Land ringsum.
 Entlang des Sandweges stehen beiderseits alte Kirschbäume mit 
      herabhängenden Zweigen voller
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      Venus von Malta, 2006 |  
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      reifer Früchte. Ich lege mein Rad ins Gras und steige in den Baum. Während 
      ich die Kirschen von den Stielen streife, sucht mein Blick die Silhouette 
      der mächtigen Eichen. Der Saft rinnt durch meine Finger und hinterlässt 
      erste Spuren auf dem Zeichenpapier. Wie nun soll ich beginnen? Zuerst den 
      Umriss festlegen und den Charakter erfassen, die dunkle Form gegen das 
      helle flirrende Licht setzen, das Blattwerk, die Struktur der Rinde 
      ergrün- den oder zusammenfassend die großen Massen der Formen gegen die 
      Vertikalen und Horizontalen ausspielen? Wie hilfreich wäre jetzt ein 
      berufener Rat!
 Potsdam-Babelsberg, Garnstraße – Juni 1962
 
 Unsere Kunsterzieherin Suse Ahlgrimm hat mich zu einem Besuch in die 
      Garnstraße ein- geladen. Ich bin darüber sehr erfreut, denn sie weiß, dass 
      ich mich nach dem Abitur zum Kunststudium in Berlin-Weißensee bewerben 
      möchte. Lange schon knüpft sie die Fäden zwischen M. Butzmann, P. Fritz 
      und mir. Uns alle erfüllt der Traum von Kunst. Der Gang in die Garnstraße 
      ist ein anderer Weg als die Stufen zum Zeichensaal mit seinen alten 
      Arbeitstischen und Mappenschränken hinauf. Heute werde ich Arbeiten meiner 
      verehrten Kunstlehrerin sehen. Ich bin in neugieriger Erwartung. Sie 
      begrüßt mich freundlich und bittet mich in den Garten des schönen 
      Weberhauses. Wir nehmen an einem Holztisch Platz, trinken Tee und kosten 
      von dem Gebäck. Der Garten steht in frühsommerlicher Blüte, eine 
      Schattenmorelle glüht voller roter Früchte. Als Suse Ahlgrimm ihre 
      Zeichenmappe aus dem Haus holt und auf dem Tisch öffnet, erscheint mir 
      eine ganz andere Welt, es ist die Welt der Kunst. Ich sehe Naturstudien 
      auf farbigem Papier, einem Mittelton, in Kreide, weiß gehöht, 
      Bleistiftzeichnungen der Form nach schraffierend gerundet. Ich betrachte 
      Studien von Vogelfedern auf grauem Grund, die scheinbar über das Papier 
      schweben. Mir ist klar, dass intensive Naturbetrachtung das Fundament und 
      der Ausgangspunkt für künstlerische Entwicklung ist.
 Ich weiß nicht, ob Suse Ahlgrimm bemerkt hat, wie ich auch immer wieder 
      den Kirschbaum betrachtete. Ganz plötzlich steht sie auf und pflückt eine 
      Schale von Morellen, die wir bei unserem Gespräch über Wege zur Kunst 
      genießen.
 
 Wolfgang Liebert, Potsdam 2010
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      Gisela Neumann
 Erinnerungen an Suse Ahlgrimm
 
 Bei dampfendem, erfrischendem Tee sprachen wir natürlich über Suse 
      Ahlgrimm!
 
 Unsere Erinnerungen an Sie: Ihre Gedankenschärfe und –freiheit, Ihre 
      Kunstbegeisterung und besondere Fährigkeit diese Begeisterung 
      temperamentvoll auf uns Schüler zu übertragen.
 
 Die Schülerin Gisela aber erinnert sich ganz besonders an Ihre 
      motivierende Kraft weiter- zuschaffen bei Verzagtheit, in künstlerischen 
      und anderen Krisenzeiten des Lebensbogens. Diese fürchterlichen Zeiten, 
      wenn Lebenstäler und Schaffenstäler in ihren Kurven absolut und passgenau 
      übereinstimmen …
 
 Ich wünsche Ihnen, liebe Suse Ahlgrimm, Gesundheit und recht viel Zeit für 
      die eigene Kunst!
 
 Gisela Neumann, Berlin 2010
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      Monika Olias
 Für meine ehemalige Kunsterzieherin Suse Ahlgrimm-Globisch
 
 1972 war ich für kurze Zeit freie Mitarbeiterin der Studentenzeitung 
      FORUM, die damals schon wegen ihrer kritischen Beiträge auf der 
      Abschussliste des DDR-Pressewesens stand. Ich hatte den Auftrag, eine 
      Untersuchung durchzuführen zum Thema: »Die Kunst im Leben junger Leute«. 
      Diese Untersuchung erschien dann unter dem Titel »….aber ich kann mich 
      nicht begeistern?« In vielen Gesprächen mit Schülern und Lehrlingen 
      stellte sich heraus, dass der Kunstunterricht in der Schule wenig 
      positiven Einfluss auf die Jugendlichen ausübt: zu wenig Angebote, zu 
      geringes Engagement vieler Lehrer, gegenwartsfern. Die Zeitschrift FORUM 
      wurde übrigens bald darauf ›abgewickelt‹ wegen solcher Artikel, die unter 
      anderem Margot Honecker, Ministerin für Volksbildung, auf die Palme 
      brachten.
 Über meinen Kunstunterricht, fünfzehn Jahre früher bei Suse Ahlgrimm, muss 
      ich das Gegenteil sagen. Sie hat durch ihre Anregungen mein Verhältnis zur 
      Bildenden Kunst und Architektur damals und mein Leben lang wesentlich 
      beeinflusst und gefördert.
 
 Zwei Beispiele:
 1. Die Kunstreise 1955 – Romanische Architektur
 Nach der Beendigung der 9. Klasse im Sommer 1955 nahm ich an der 
      Kunstreise teil, die Suse Ahlgrimm uns Schülern anbot: Halberstadt – 
      Gernrode – Quedlinburg mit ihren wunderbaren romanischen Kirchen und 
      Klöstern. Wir zeichneten diese beeindruckenden Riesen, zum Teil inmitten 
      der vom Krieg zerstörten Städte von außen, wir saßen im Kreuzgang und 
      erfuhren den Rhythmus von Rund- und Spitzbögen. Auf dieser Reise legte 
      Suse Ahlgrimm den Grundstein für meine lebenslange Bewunderung der 
      romanischen Architektur, für die Klarheit und Ausstrahlungskraft ihrer 
      Formen, für ihre archaische Monumentalität. Diese Kunstreise und später 
      die aufwendige Gestaltung der berühmten ›Kunstmappe‹ weckten Interesse und 
      Sehnsucht nach dem Holstentor in Lübeck, ein Beispiel weltlicher Romanik, 
      nach den Kaiserdomen von Speyer, Worms und Mainz, nach dem Aachener Dom, 
      natürlich auch nach den Pyramiden, nach der Akropolis von Athen und, und, 
      und……
 Die Erfüllung dieser Wünsche musste lange auf sich warten lassen, aber sie 
      wurde seit 1990 nach und nach Wirklichkeit. Welche Freude auf der 
      Fahrradtour von Heidelberg nach Speyer, den Dom mit seinen vier Türmen 
      über den Rhein winken zu sehen!
 Den Naumburger Dom konnten wir schon ab den 60erJahren erleben. Wir haben 
      ihn wieder und wieder besucht, die berühmten Stifterfiguren, den 
      Westlettner. Und diese Begeisterung an unsere Kinder weitergegeben. Jetzt 
      sind die Enkel dran.
 Danke, Suse Ahlgrimm, für diese Lebensbereicherung bis zum heutigen Tag!
 
 2. Kunstgeschichte – Der Expressionismus
 In sehr anregenden Vorträgen mit ihrem persönlichen Bildmaterial hat uns 
      Suse Ahlgrimm – entgegen der herrschenden Ideologie – mit der Malerei und 
      Grafik der Künstler des Expressionismus bekannt gemacht. Zum 
      Schlüsselerlebnis wurde für mich daraufhin während meines Studiums der 
      Kunsterziehung an der Humboldt-Universität zu Berlin die Ausstellung 
      »Triumph der Farbe«, 1959 im wieder aufgebauten Seitenflügel vom Schloss 
      Charlottenburg in West-Berlin. Das »Selbstbildnis mit Modell« von 
      Ernst-Ludwig Kirchner als Eingangsgemälde, 1,50 x 1,00 m, haute mich fast 
      um. Die expressionistische Malerei blieb für mein Leben bestimmend – auch 
      für die eigenen Arbeiten.
 
 Monika Olias
 Kunsterzieherin und Journalistin
 Gründerin und ehemalige Leiterin der Kunstschule Potsdam e.V.
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      Bettina Pfüller
 Erinnerungen an Suse Ahlgrimm
 
 Sie war eine besondere Persönlichkeit unter den Lehrern der 
      Helmholtz-Oberschule.
 Bevor ich an die Schule kam, hatte ich schon von ihr gehört. Die älteren 
      Schwestern meiner Freundin Eva-Maria Viebeg waren bereits Schülerinnen von 
      Suse Ahlgrimm und hatten mit großer Hochachtung und Begeisterung von ihr 
      und ihrem Unterricht gesprochen.
 Ich war also gespannt und neugierig auf den Kunst- und Malunterricht, der 
      mich ab der 9. Klasse an der Oberschule erwartete.
 Die äußere Erscheinung von Suse Ahlgrimm beeindruckte mich:
 Das akkurate Pony, sehr hoch gesetzt, die klaren und offenen Gesichtszüge, 
      die hervorstechende Ernsthaftigkeit und Engagiertheit, dazu im Kontrast 
      das »Lose-Kleid-System«.
 In Erinnerung geblieben sind mir wadenlange bis bodenlange Kleider, 
      hängerartig ohne Betonung der Taille, und flache bequeme Schuhe, um 
      elastisch ausschreiten zu können und mit großen Zeichenmappen und 
      Anschauungsmaterial beladen, flink über die langen Flure der »Helmholtz« 
      eilen zu können. Eine andere, aber auch sehr geschätzte und engagierte 
      Lehrerin, bevorzugte dagegen in dieser Zeit Miniröcke und Pumps, mit denen 
      sie in unsere Klasse trippelte.
 Das Wichtigste an Suse Ahlgrimm aber war ihr Engagement für die Kunst und 
      ihr Credo, soviel wie möglich davon an uns, ihre Schüler, weiter zu geben. 
      In dieser Zeit der ersten Oberschuljahre war durch Suse Ahlgrimm die 
      Begeisterung für das Malen und Zeichnen so groß, dass bei einer Vielzahl 
      von Schülern der Traum entstand, später Maler oder Künstler zu werden. 
      Ihre Art, Kunst zu betrachten und zu vermitteln, war besonders intensiv.
 Deshalb denke ich auch heute noch, wenn ich Galerien und Ausstellungen 
      besuche, an Suse Ahlgrimm und danke ihr dafür.
 
 Bettina Pfüller, im Oktober 2010
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      Blattträume, aus Blattspiel I bis IV, 2009 | 
      Erinnerung an meine Kunsterzieherin Suse Ahlgrimm von
      Oda Schielicke, Malerin
 Der Schuh
 
 Suse Ahlgrimm war für mich eine Kunsterzieherin, die ich als ernste, um 
      nicht zu sagen strenge, Lehrerin empfand.
 Ihre hochdeutsche Aussprache unterstrich ihre Reserviertheit, sie war 
      klar, ohne Schnörkel,
 emotionsfrei, dennoch motivierend.
 Sie eröffnete in mir eine neue Sichtweite auf die Dinge, forderte eine 
      genaue Betrachtung und das von verschiedenen Seiten.
 Ich erinnere mich besonders an eine Unterrichts- stunde, in der wir 
      unseren eigenen Schuh
 zeichnen sollten. Mit diesem Schuh verbinde ich
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      noch mehrere Erinnerungen, besonders die an meinem Vater und an meine 
      Mutter. Wir waren extra in den Ferien nach Berlin gefahren, um für mich 
      ein Paar neue Schuhe zu kaufen. Der 1. September 1966 nahte, der Beginn 
      meiner Schulzeit an der Helmholzober- schule. Der 1. Schritt in eine neue 
      Schule, auf dem Weg zum Abitur und das mit neuen Schuhen. Stolz war ich 
      auf meine braunen ledernen Schnürschuhe mit dem Stepprand,den hellen Schnürsenkeln und dem kleinen Absatz.
 Umso mehr freute es mich als Suse Ahlgrimm sagte: »zieht bitte einen eurer 
      Schuhe aus,
 stellt ihn auf den Schultisch und zeichnet ihn mit Bleistift auf Papier.«
 Nun sah ich ihn vor mir, meinen Lieblingsschuh. Ich versuchte zuerst, 
      seine äußere Form
 zu erfassen und ihn in angemessener Größe auf Papier zu zeichnen.
 Suse Ahlgrimm schaute mir über die Schulter und machte mich darauf 
      aufmerksam, nun auch in die Details zu gehen und durch verschiedene 
      Grauwertstufen und Linien die Schuhe von Leder, Garn und den kleinen 
      Metallösen darzustellen. Ein Schuh im Stillstand war für mich so etwas wie 
      ausruhen, innehalten, sich Zeit nehmen für die genaue Beobachtung der 
      großen Form und ihren Einzelheiten.
 Für mich war diese Unterrichtsstunde eine wichtige Erfahrung und ein 
      wahrhaftiges Erlebnis, welche für meinen Werdegang eine nicht unerhebliche 
      Bedeutung hatte.
 
 Oda Schielicke, Caputh, 26.09.2010
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      Charis Schwinning
 8. Juni 2010 – Ein Herz am rechten Fleck
 
 Heute ist der Geburtstag von Suse Ahlgrimm. Seit 34 Jahren war ich zum 
      ersten Mal wieder im Malsaal der Helmholtzschule. In meiner Erinnerung 
      steht Suse Ahlgrimm vor mir in einer Art Uniform oder Kittel – grau, grob, 
      fein gemustert. Klar umrissen und streng ist ihre Erscheinung.
 Was habe ich von ihr gelernt, durch sie erfahren als Oberschülerin?
 Vor allem Sparsamkeit im Umgang mit Material und die Reduktion der Mittel 
      zur Erlangung der eigenen Bildsprache.
 
 Als ich mich auf die Aufnahmeprüfung zum Architekturstudium an der 
      Kunsthochschule Berlin-Weißensee vorbereitete, hatte ich meine Liebe zu 
      sechs Näpfchen Gouachefarbe entdeckt, mit denen ich eine Serie 
      handtellergroßer Bilder tupfte. Frau Ahlgrimm hatte mir einen 
      halbzentimeterbreiten Flachpinsel überlassen, mit dem es sich kratzen, 
      stupfen, schaben ließ. Diese Bildchen, die mein Mitbringsel zur 
      Aufnahmeprüfung sein sollten, wurden von Frau Ahlgrimm akzeptiert und die 
      Kommission wollte mich daraufhin zum Studium der Malerei umstimmen.
 
 Bis heute sind für mich die Ordnung in allen Dingen und ein gewisses 
      Disziplinieren zum Grundsatz geworden, die mir meine Lehrerin Suse 
      Ahlgrimm mit auf den Weg gegeben hat.
 
 Charis Schwinning, Kartzow 2010
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      Nächtliche Gedanken, 2010 | Maren Simon
 Entwicklungshilfe – meine Begegnung mit Suse Globisch-Ahlgrimm
 
 Wie bei vielen, hier vertretenen Potsdamer Künstler-Kollegen, hat Suse 
      Globisch-Ahlgrimm einen gewissen Anteil auch an der Entwicklung meines 
      Lebensweges, denn sie unterstützte auch mich, meinen Weg als Künstlerin zu 
      finden. Im Gegensatz zu ihren Schülern der Erweiterten Oberschule, bezog 
      sich ihr Verhältnis zu mir, eher auf außerschulischer Ebene.
 Nachdem ich die Gärtnerlehre beendet hatte und in meinem Beruf tätig 
      wurde, wuchs in mir der Wunsch mich weiterentwickeln zu wollen. Wohin die 
      Reise gehen sollte, wusste ich aber noch nicht. Im Elternhaus verfolgte 
      man meine künstlerischen Tätigkeiten mit  gewisser Sorge. Mutter und 
      Vater unterstützen mich sehr, doch wusste der Vater auch aus eigener 
      Erfahrung von den Schwierigkeiten, mit denen freie Künstler immer
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      zu kämpfen haben würden.Suse Ahlgrimm, die damals noch alleinstehend, als Lehrerin und Künstlerin 
      gleichzeitig arbeitete, war mir insofern ein Vorbild, als dass sie mich 
      lehrte, dass man das, was man tut, lieben muss und tun muss, was man 
      liebt... . Ich erinnere mich besonders an die Gespräche mit ihr, die wir 
      in ihren eigenen ›vier Wänden‹ führten und die oft so verliefen, dass sie 
      mir lediglich zuhörte, ohne selbst viel zu erklären. Ich fühlte mich ernst 
      genommen und ich zog aus diesen Gesprächen sehr viel Kraft und mir wurde 
      beim Berichten und dem Äußern von Zweifeln bewusst, dass derjenige, der 
      sein Ziel nur ernsthaft genug verfolgt, alles im Leben erreichen kann.
 Suse Globisch-Ahlgrimm brachte mich dann auch auf die Idee, mich an der 
      Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zu bewerben. Sie ging davon 
      aus, dass ich mit meinen sensiblen, zarten und zugleich eigenwillig 
      formulierten Insektenstudien, eine Chance hätte, die ich nutzen sollte. 
      Wissenschaftliche Illustrationen begleiteten mich seit meiner Kindheit. 
      Solange ich denken kann, beschäftigten mich Bücher, die sich der Natur 
      widmeten. Ich verschlang sie förmlich. Und so schien mir plausibel, was 
      ich hörte und meine Freude war entsprechend groß, als sie mich dann 
      tatsächlich zum Studium zuließen.
 Leider brauchte später dann, kein Verlag die junge Künstlerin und 
      ›komischen Vogel‹
 ( Zitat Herr Heinz Hellmis vom Aufbau-Verlag), ich putzte so viele Klinken 
      ergebnislos.
 Und ich malte verzweifelt, um überhaupt etwas Sinnvolles zu tun. Es ist 
      schön, wenn es im Leben dann anders kommt, als erwartet.
 Heute bin ich dankbar, über viele Steine hinweg, zu meiner, etwas anderen 
      Spur, gefunden zu haben. Der oft zitierten chinesischen Weisheit: »Der Weg 
      ist das Ziel«..., kann ich nur zustimmen!
 Suse Globisch-Ahlgrimm (und vielen anderen auch) danke ich heute für ihre 
      Geduld und ihren wohlwollenden Blick, der mein unsicheres Suchen auf 
      meinem Wege begleitete.
 
 Maren Simon im September 2010
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      Eva-Maria Viebeg
 SUSE AHLGRIMM
 (Unterricht bei Frau Ahlgrimm 1964–1967)
 
 PONY BRILLE
 AUGEN anderswohin
 als auf die Schüler .Aber doch auch
 MARIA LAACH
 (mit dem blauen vulkanischen See,
 wie ich später selbst sehen konnte,
 und Hildegard von Bingen wie ich auch später erfuhr)
 GERNRODE im Harz. Die ROMANISCHEN RUNDBÖGEN
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      Faust II »Phorkyas...«, 1983 |  
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      TECHNIKENLÄCHELN
 SAMMELN
 VORSICHT
 AUFMERKSAM MACHEN AUF
 OBJEKTIVITÄT
 MATTHIAS GRÜNEWALD
 SACHLICHES SCHWÄRMEN
 BEGEISTERUNG VERMITTELN
 BLICKE ÖFFNEN
 – aber bitte doch in die von ihr gemeinte Blickrichtung
 GOTIK und KARTOFFELDRUCK
 Sie konnte jedem Schüler den Eindruck vermitteln etwas zu können
 Es ging weniger um PHANTASIE
 als um STRUKTUREN und KONTRASTE
 Ja eben um das SCHAUEN
 ZEICHNEN
 ZEICHEN setzen ...
 Und: der Zeichen-Kunstunterricht war genauso wichtig wie Physik
 Nein wichtiger
 
 Eva-Maria Viebeg
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      Heidi Wilhelm
 Für Suse Ahlgrimm
 
 Beim Sammeln von Kunstpostkarten für die Kunstmappen, die schon 
      beträchtlichen Umfang Jahr für Jahr angenommen hatten, stieß ich auf die 
      farbenfrohen Bilder der Expressionisten. Sehnsüchtig wartete ich darauf, 
      im Unterricht mehr über diese Kunstrichtung zu erfahren. Endlich in der 
      12. Klasse entwarf Frau S. Ahlgrimm anhand aufgeklebter Reproduktionen ein 
      lebendiges Bild der Künstler, die sich zur KG »Brücke« zusammengeschlossen 
      hatten. Ihre Werke empfand ich in der Form und Farbigkeit aufreizend, wild 
      und kühn. Besonders begeisterten mich die Aquarelle von Emil Nolde, so 
      wollte ich mich auch ausdrücken. Also malte ich zu Hause ohne
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      Grüner Apfel, 2000 |  
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      Wissen um die Schwierigkeiten auf sehr feuchtem Grund, dass die Farben nur 
      so wegliefen. Eigentlich sollten es Blumen werden, aber die Farben ließen 
      sich nicht aufhalten, vermeng- ten sich zu neuen Farben und Gebilden, 
      merkwürdige quallenartige Formen schwammen auf unterschiedlich gefärbtem 
      Untergrund. Jene Leuchtkraft, jener Ausdruck wollten mir nicht gelingen.Nach dem Unterricht legte ich unsicher meine Versuche vor, die Frau S. 
      Ahlgrimm kritisch betrachtete. Ihre Antwort war diplomatisch und 
      salomonisch: »Entweder bist du zu jung oder zu alt für solche Art von 
      Malerei! So einfach und schnell geht das nicht, erst muss man die 
      technischen und künstlerischen Mittel beherrschen lernen.«
 Sie gab mir viele Hinweise, was ich alles versuchen sollte.
 Es wurde ein langer Weg.
 
 Heidi Wilhelm, Potsdam 2010
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